Auf der Suche

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Ein kleines Wort zieht seit Äonen,

kreuz und quer durch diese Welt -

nirgends kann es wirklich wohnen,

es gibt kein Fleckchen das es hält.

Hoch hinauf ging es in die Berge,

wo es bekannt ist unter NAMASTE -

doch dort gefielen ihm nicht die Werke,

in der gesamten Nepalkaste.

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Einst entsprungen dem Traum der Menschen,

geboren in farbenprächtiger Phantasie -

wir uns auch heute nur das eine wünschen,

doch machen wir daraus eine Travestie.

Es schwamm über den indischen Ozean,

zum wunderschönen Sub-Kontinent -

und wurde begrüßt dort mit einem SALAM ,

auch dort fand es leider kein Kontigent.

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Wenn man es hört wird man elektrisiert,

zum Lächeln verziehen sich dann die Lippen -

doch kurz danach ist es explodiert,

und es schmerzt höllisch zwischen den Rippen.

Gegangen ist es ins Land der Sharon,

der Davidstern dort auf den Fahnen flattert -

erkannt hat man es unter dem Namen SHALOM,

doch dort die schlimmsten Kriegsfeuer flackern.

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Jeder führt dieses Wörtchen im Munde,

und meint gewiß auch ernst was er sagt -

doch wie so vieles in menschlicher Runde,

wird es doch immerzu leider vertagt.

Im Land des Lächelns war es beim großen Neida,

die aufgehende Sonne auf der Flagge weht -

willkommen war es unter lautem HEIWA,

doch Bewaffnung auch hier hoch im Kurse steht.

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Den Kindern versucht man es beizubringen,

indem sie frühzeitig das Teilen lernen -

doch wenn diese sehen wie Erwachsene ringen,

das Gelernte sehr schnell werden verlernen.

In die Türkei ging´s mit getarnter Taktik,

die Seele hoffnungsvoll am zittern -

Köpfe mit Fes bedeckt sangen RAHATLIK,

doch drang das leider nicht hinüber bis Zypern.

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In jeder Kirche wird es gepredigt,

klassisch genau so wie modern -

in Mausoleen ist es verewigt,

bei Wahlreden hört man es sehr gern.

In Frankreich zog es durch wilde Streicks,

bis in die Pyrenäens Gloria -

dort jubelte man unter lautem PAIX,

bis an den Strand von Korsika.

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Die Sänger preisen aus voller Kehle,

das Wort in den schönsten Chansons -

auf das er sich doch nicht so quäle,

mit seinem Flug durch Krieg, Papillon!

Die Moldau, so sagt man, rate ich dir,

eine schönere Gegend gibt es dort keine -

das Wort ist dort bekannt als MIR,

dies gilt sogar für die Ukraine.

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Das Tanzen läßt die Menschen vereinen,

die Körpersprache jene Sehnsucht ausdrückt -

das Wort läßt alle auf dem Erdenrund weinen,

wenn es mal zutrifft sind wir verzückt.

In Spanien bis weit hinein nach La Paz,

ging das Wort um sich auszuruhen -

gehört hat es dort auf den Namen PAZ,

doch gab es zu viele Straßenunruhen.

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Lautlos die Poeten es reimen,

beschreiben es mit viel Poesie -

in den Herzen dann Hoffnungen keimen,

sorgt es kurzfristig für Harmonie.

In England dem kleinen Paradies,

ließ es sich nieder auf die weiten Äcker -

dort nennt man das Wort einfach nur PEACE,

doch auch Raketen benennt man Peacemaker.

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Im Tierreich symbolisiert die Taube,

das Wort, nach dem doch alle streben -

und manchmal versetzt allein der Glaube,

Berge die sich unüberwindlich geben.

Auch in Deutschlands grünen Gefilden,

wollte es sich dort ganz fest verbinden -

in aller Munde ist das Wort FRIEDEN,

doch nirgends wird FRIEDEN Frieden finden!

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          (Elisabeth Rosing)