Fliegende Edelsteine

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Durch brausende Sturmeswogen,

kommt ein Edelstein geflogen -

zierlich ist er, schillernd und rank,

setzt sich auf meine Fensterbank.

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Prächtig seine Farben schimmern,

irisierend sie erflimmern -

filigrane Flügelspannen,

bringen mit den Duft von Tannen.

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Er sitzt da, völlig ermattet,

daß er mir sogar gestattet -

seine Fühler anzutippen,

und sein Po beginnt zu wippen.

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Auf und nieder wie er wackelt,

plötzlich auf den Finger krabbelt -

krallt sich an mich eisern und fest,

er sucht wohl ein schützendes Nest.

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Flugs auf einen Teller sodann,

biete ich einen Kleks Honig an -

und es schwirren, kaum zu glauben,

hunderte Tagpfauenaugen;

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hin zu mir auf meinen Teller,

und das Flattern, es wird schneller -

lassen sich den Honig munden,

sind dann geisterhaft verschwunden.

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(Elisabeth Rosing)