Menschenwürde
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Die Vergangenheit begreifen,
lässt so manchen Menschen reifen -
viele Hürden sind genommen,
und es werden noch mehr kommen.
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Überwinden muss man alle,
scheitern geht in keinem Falle -
kämpfen heißt der Lebensauftrag,
Verstand, er wächst doch Tag für Tag.
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Es gibt ein Werden und Vergeh´ n,
das Schauspiel wir doch täglich seh´n -
warum trägt man diese Bürde
und negiert die Menschenwürde?
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Alles wird natürlich älter,
auch Gefühle werden kälter -
und unser Lebens-Metronom,
eilt plötzlich schnell im Takt davon.
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Wär´ da nicht das leise Flüstern,
so perfide heiß und lüstern -
Altern, das bedeutet siechen,
hilflos sein und sich verkriechen.
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Ewig jung dazu Dynamik,
sonst verfällt man schnell in Panik -
wenn das Alter auch noch so quält,
der Schein vom Sein beherrscht die Welt.
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Werbung das gezielt berechnet,
viele sind darum geknechtet -
leider hört man nicht den Kanon:
„wichtig ist doch nur der Mammon“.
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Also kauft man Creme-Tiegel,
gegen Falten, die der Spiegel -
zeigt bei einem langen Leben,
wahrheitsliebend ist er eben.
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Viele Falten gab´ s vor Kummer,
doch das ist ´ne alte Nummer -
andere, die sind vom Lachen,
doch auch sie nicht glücklich machen.
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Heftig ist man jetzt am schmieren,
lässt sich auch noch operieren -
Altern passt in keine Kaste,
dick und bunter wird die Maske.
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Jugend wird gejagt vermessen,
der Verstand dabei vergessen -
immer mehr und immer schneller,
geht die Würde in den Keller.
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Jungsein ist für junge Leute,
aufgeklärt ist man doch heute -
weiße Haare stolz zu tragen,
mutig zu sich „ja“ zu sagen!
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Hat man auch seine Gebrechen,
ist das längst noch kein Verbrechen -
ein bunt bemalter Harlekin,
hat mit Fünfzig keinen Gewinn.
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Jeder muss doch einmal reifen,
wenn die Jahre uns auch kneifen -
glaubwürdig und gelassen sein,
das Alter ist der Würde Keim.
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Mit den jungen Leuten lächeln,
ist weit besser als zu hecheln -
wild jagen nach dem Jugendwahn,
führt niemals weit, man kommt nicht an!
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(Elisabeth Rosing)